Arbeiten

Arbeiten

Jeder der hier im Hospiz als Zivildiener seine Arbeit beginnt landet irgendwann mal in der Küche beim Geschirrwaschen. Auch ich war bei meiner Ankunft gleich drei Tage in der Küche. Man arbeitet dort wirklich im Akkord. Tassen, Gläser, Teller einräumen. Geschirrspüler einschalten. Geschirr abtrocken, Besteck polieren. Maschine ausräumen. Maschine wieder einräumen. Polieren. Ausräumen. Einräumen und so geht das weiter. Diese Industriegeschirrspüler sind ja unglaublich schnell und haben einen Spülgang in wenigen Minuten abgeschlossen.

Irgenwann wirst du auch in anderen Tätigkeitsfeldern eingesetzt: Abräumen und Sauberhalten des Gastgartens, Aufdecken für Essen der Gäste und Mitarbeiter, Rezeptionsdienst, Bürodienst, Dienst im Kaffeehaus. Kennengelernt hab ich bisher das Spülen in der Küche, das Kaffeehaus und die Arbeit im Gastgarten. Allen neuen Diensten gemeinsam war bis jetzt, dass ich sie am ersten Tag als sehr stressig empfunden habe. Du bekommst so viele Dinge erklärt und die einheimischen, arabischen Mitarbeiter, die dich einführen, haben oft wenig Geduld, etwas zweimal zu erklären. Ist irgendwie auch verständlich, schließlich gibt es jedes Jahr neue Zivis, die alle neu eingeschult werden müssen. Wenn du das Jahr für Jahr erlebst, wird es eben lästig. Jedes mal die gleichen Anfangsfehler…

Im Wiener Kaffeehaus
Im Wiener Kaffeehaus

Allen Tätigkeiten bisher war aber auch gemeinsam, dass es nach wenigen Tagen besser wird. Keine Arbeit hier ist so komplex, dass sie nicht in einigen Tagen erlernbar ist (was natürlich nicht ausschließt, dass man Wochen und Monate braucht, um es wirklich zu perfektionieren). Aber man beherrscht die Grundlagen schnell. Am ersten Tag wunderst du dich, “Wie soll ich das ein Jahr lang aushalten” Am zweiten Tag: “Hey, das ist ja gar nicht mehr neu, das kenn ich schon von gestern” und am dritten, vierten, fünften Tag: “Was schon aus? War doch eigentlich ganz lustig”

Natürlich, manchmal dauert es dann doch lange bis zum Arbeitsende, aber im Grunde macht es Spaß zu arbeiten. Wir Zivis haben ja auch das Glück zu wissen, wann unsere Zeit im Hospiz wieder endet. Hätte ich die Perspektive, zehn oder zwanzig Jahre in diesem Job zu verbringen, wäre ich sicher irgendwann frustriert, weil es auf lange Sicht kaum Fortschritt gibt. Man kommt nicht weiter. Das war durchaus positiv an der Schulzeit: Es herrscht kein Stillstand, jedes Jahr im Herbst bist du eine Klasse höher und weißt, dass du in ein paar Jahren fertig bist. Gut zur Motivation!

Vermutlich alles keine neuen Erkenntnisse, die ich hier aufzähle, aber so waren meine ersten Erfahrungen am Arbeitsplatz in Jerusalem.


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