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Month: October 2016

Haifa

Haifa

Die österreichische Botschaft konnte für die Zivildiener des Hospizes Freikarten für das Haifa-Filmfestival organisieren. Verknüpft damit konnten wir gleich Haifa, eine der größten Städte Israels besichtigen. Ca. zwei Autostunden von Jerusalem entfernt liegt Haifa an der Westküste und erstreckt sich von der Küste bis hinauf auf den danebenliegenden Berg, von dem aus sich dem Betrachter eine wunderbare Aussicht bietet.

Blick auf Haifa
Blick auf Haifa

Haifa ist das Zentrum der Bahai-Religion, einer Religion, die sich grob gesagt als Weiterentwicklung des Islams (und damit auch des Christentums und Judentums) sieht. Zentral ist der Eingottglaube und die Überzeugung, dass die verschiedenen monotheistischen Religionen aus der gleichen göttlichen Quelle schöpfen. Die Unterschiede zwischen den Religionen seien primär historisch und kulturell bedingt. Die Bahai-Religion besitzt zwar eine eigene heilige Schrift. Bei Gottesdiensten bzw. Andachten wird jedoch auch aus den heiligen Schriften anderer Religionen gelesen.

Außenstehende Besucher und Touristen in Haifa wird die Religion vor allem durch die Bahai-Gärten auffallen, die sich imposant entlang des Berghanges erstrecken. Die Gärten sind um den Schrein des Babs, dem Grabmal des Religionsstifters, angelegt.

Die Bahai Gärten
Die Bahai Gärten

Nach Kinobesuch von Ulrich Seidls Film “Savari” und Besichtigung der Bahai-Gärten kehrt am Freitagnachmittag aufgrund des Shabbats Ruhe in der Stadt ein. Die Geschäfte und Museen schließen und so war die beste Option ein gemütlicher Strandnachmittag.

Jom Kippur

Jom Kippur

Nun ist es so weit. Heute bei Sonnenuntergang beginnt der höchste jüdische Feiertag Jom Kippur, der Versöhnungstag. In der Jerusalemer Altstadt herrscht Terrorwarnung. Die Polizei befindet sich in erhöhter Alarmbereitschaft. Solche Festtage sind immer eine kritische Zeit, da ein Vorfall zu einem solchen Zeitpunkt mehr Aufmerksamkeit erhalten würde als zu irgendeiner anderen Zeit im Jahr und großen symbolischen Charakter hätte. Jedenfalls wurde uns geraten, dass es nicht unbedingt dumm sei, diese Zeit hauptsächlich im Haus zu verbringen.

Ab heute Mittag beginnt das öffentliche Leben langsam still zu stehen. Morgen werden alle israelischen Einrichtungen, Cafes, Restaurants, öffentliche Verkehrsmittel, Flughäfen und Grenzübergänge geschlossen bzw. außer Betrieb sein. Auf den Straßen fahren nur Einsatzfahrzeuge und auch diese nur im Notfall. Auf Autobahnen kann man mit dem Fahrrad fahren, picknicken oder spazieren gehen. Radio und Fernsehsender strahlen kein Programm aus.

Für religiöse Juden handelt es sich außerdem um einen strengen Fasttag. Von Sonnenuntergang bis zum nächsten Sonnenuntergang wird weder flüssige noch feste Nahrung zu sich genommen.

Rosch ha-Schana

Rosch ha-Schana

Nach unserem gregorianischen Kalender findet das jüdische Neujahrsfest jedes Jahr zu einem anderen Termin statt. Die jährliche Verschiebung entsteht, weil der jüdische Kalender mit Mondmonaten statt mit Sonnenmonaten rechnet. Israel steht jedenfalls für zwei Tage ziemlich still. Nicht so still zwar wie am Jom Kippur, dem Versöhnungs- und gleichzeitig höchsten jüdischen Feiertag, aber doch gibt es bessere Tage, wenn man in Israel etwas unternehmen möchte.

Was man allerdings tun kann ist der Besuch eines jüdischen Gottesdiensts. Gemeinsam mit dem Rektor des Hospizes waren ich und zwei weitere Zivis in einer modernen, ziemlich fortschrittlichen Synagoge zum Gottesdienst. Wir Zivis haben dafür extra am Vortag je eine jüdische Kippa erworben, die als Kopfbedeckung in jüdischen Gotteshäusern erwartet wird.

Für einen Christen wirkt ein jüdischer Gottesdienst mitunter etwas merkwürdig. Die Zeremonie besteht hauptsächlich aus mündlichen Gebeten und Gesängen, was fehlt ist natürlich irgendeine Form der Kommunionfeier, die schließlich bei fast den meisten christlichen Kirchen fester Bestandteil des Gottesdienstes ist. Viel verstehen konnten wir natürlich nicht, schließlich war alles auf Hebräisch. Die Stimmung spürt man aber trotzdem.

Während des Gottesdienst wird an hohen Feiertagen wie heute auch ein Widderhorn geblasen. Das sei ziemlich schwierig und bedürfe einer Menge Übung wurde uns gesagt. Das Horn erinnert an den Bund den Gott mit Abraham geschlossen hat, als Abraham seinen Sohn hätte opfern sollen, dann aber doch davon abgehalten worden ist und schließliche stattdessen einen Widder opferte.

Viel mehr weiß ich auch hier nicht zu berichten. Meine Kenntnisse über das Judentum sind doch noch ziemlich beschränkt. Den Gottesdienst haben wir schließlich auch vor Ende verlassen, damit wir pünktlich zum Mittagessen zurückkommen. Nach drei Stunden war die Gemeinde nämlich immer noch mitten im Gebet.